- Theosophische Gesellschaft
- Theosophische Gesellschaft,eine 1875 von Helena P. Blavatsky und Henry Steel Olcott (* 1832, ✝ 1907) in New York gegründete Weltanschauungsgemeinschaft, die den Okkultismus und Spiritismus des 19. Jahrhunderts mit hinduistischen und buddhistischen Vorstellungen verband. Hauptsitz der Theosophischen Gesellschaft ist seit 1882 Adyar (bei Madras). Im Unterschied zu den abendländisch-philosophischen Richtungen der Theosophie wird die Weltanschauung der Theosophischen Gesellschaft auch als »theosophischer Okkultismus« oder »angloindische Theosophie« bezeichnet. Grundlegend wurde für sie die von Blavatsky verfasste Geheimlehre »The secret doctrine« (3 Teile, 1888-97; deutsch »Die Geheimlehre«) und »The key to theosophy, being a clear exposition. ..« (1889; deutsch »Der Schlüssel zur Theosophie«). Als Hauptziele der Theosophischen Gesellschaft werden darin genannt: die Vereinigung der Menschheit (»universelle Bruderschaft der Menschheit«), das Studium und die Förderung der östlichen Weltanschauungen und das Studium des Okkultismus (»der unerklärlichen Naturkräfte«). Ziel ist die Verwirklichung der Einheit von Naturwissenschaft und Religion. Durch Aneignung der von übermenschlichen Wesen übermittelten, allen Weltanschauungen und Religionen zugrunde liegenden tieferen »Urweisheit« oder »Geheimlehre« solle die Menschheit sich selbst vervollkommnen und auf die Entwicklungsstufe der vollendeten Wesen (»Meister der Weisheit«, »Götter«, »Bodhisattvas«) gelangen. - Seit Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Spaltungen und Neubildungen der Theosophischen Gesellschaft: 1895 trennte sich die amerikanische Sektion unter William Q. Judge (* 1851, ✝ 1896) und Katherine Tingley (* 1847, ✝ 1929) von der Theosophischen Gesellschaft; 1923 bildete sich die »Arcane School« unter Alice A. Bailey (* 1880, ✝ 1949). Von Bedeutung war v. a. die 1913 erfolgte Trennung R. Steiners, der 1902-12 Generalsekretär der »Theosophischen Gesellschaft Adyar in Deutschland« war, von der Theosophischen Gesellschaft und seine Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft (Anthroposophie). Weitere Fortbildungen sind die »I-AM-Bewegung«, der »Agni Yoga« und die »Welt-Spirale«. Die meisten Mitglieder theosophischer Weltanschauungsgemeinschaften finden sich in den USA und in Indien; in den deutschen-sprachigen Ländern nur etwa 2 %. Die weltweit größte Gruppe, die »Theosophische Gesellschaft Adyar«, hat etwa 35 000 Anhänger. Die theosophischen Gesellschaften waren in Deutschland während der nationalsozialistischen Herrschaft verboten, ebenso in den sozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas. Auf die esoterische und okkultistische Bewegung der Gegenwart, v. a. auf die New-Age-Bewegung, übt die angloindische Theosophie einen starken Einfluss aus.A. L. Matzka: Theosophie u. Anthroposophie (Graz 1950);K. R. H. Frick: Die Erleuchteten, Bd. 1: Gnostisch-theosoph. u. alchemistisch-rosenkreuzer. Geheimgesellschaften bis zum Ende des 18. Jh. (ebd. 1973);B. F. Campbell: Ancient wisdom revived. A history of the theosophical movement (Berkeley, Calif., 1980);S. Holthaus: Theosophie. Speerspitze des Okkultismus (1989);H.-J. Ruppert: Theosophie. Unterwegs zum okkulten Übermenschen (1993).
Universal-Lexikon. 2012.